Beverungen – Mehr als zehn neue Kreisrekorde werden von den Leichtathleten im Kreis Hofgeismar jedes Jahr aufgestellt. Doch einige Höchstleistungen haben allen Angriffen des talentierten Nachwuchses widerstanden und sind seit fast 50 Jahren Ansporn für neue Athletengenerationen ihr Bestes zu geben. In den nächsten Wochen stellen wir in loser Folge einige der Uraltrekordhalter vor.

 

Den Anfang macht Franz Koch, der 1971 im Trikot des TSV Udenhausen die Bestmarken der Männerklasse über 100 Meter mit 10,6 Sekunden, im Weitsprung mit 7,23 Metern sowie im Fünfkampf mit 3317 Punkten setzte. „Ich hätte nicht damit gerechnet, dass diese Rekorde heute noch Bestand haben“, sagte Koch als er für diesen Artikel kontaktiert wurde.

Talent hatte Koch früh gezeigt, holte in seinem Heimatort Erlinghausen (bei Marsberg) mehrfach Kreismeistertitel im Dreikampf. Nach dem Umzug nach Friedrichsfeld wurden bei den Bundesjugendspielen in Immenhausen Peter Purkert, Abteilungsleiter Leichtathletik beim TSV Udenhausen und der mehrfache deutsche Dreisprungmeister, Günter Zeiß, der damals als Trainer beim TSV wirkte, auf Koch aufmerksam. Im Winter 1970/71 absolvierte er ein wöchentliches Kreiskadertraing bei Zeiß, was schnell zu sprunghaften Verbesserungen führte. „Ich habe sehr vielseitig trainiert, nicht nur Sprint und Sprung, sondern auch die Wurfdisziplinen.“

Die Erinnerung an die Rekordmarken ist immer noch präsent. „Besonders gut kann ich mich noch an das Sportfest in Homberg erinnern. Hier konnte ich erstmals den früheren Junioren-Europameister Bernd Jacob (KSV Hessen Kassel) besiegen und steigerte meine Bestmarke auf 10,6 Sekunden.“

Während Kochs Rekorde im Weitsprung und im Fünfkampf unangetastet geblieben sind, wurde der 100-Meter-Rekord zumindest eingestellt. 1990 sprintete der Grebensteiner Rüdiger Kepper (TSG Hofgeismar) elektronisch gestoppte 10,82 Sekunden, die der handgestoppten Zeit von 10,6 Sekunden gleichwertig sind.

Der Weitsprungrekord fiel bei einem Sportfest in Grebenstein. „1970 lag meine Bestleistung noch bei 6,65 Metern, die Steigerung auf 7,23 Meter war unglaublich“. In dieser Disziplin wurde Koch Hessischer Juniorenmeister, ebenso im Fünfkampf.

„Der TSV Udenhausen war damals in der Leichtathletik ein Aushängeschild im Kreis Hofgeismar, durch das Training mit Günter konnten sich alle Athleten steigern“, blickt Koch gerne auf diese Zeit zurück. Auch für verrückte Aktionen war er zu haben. Neben der Leichtathletik spielte Koch Tischtennis. „Aufgrund einer Wette bin ich einmal bei einem Match aus kurzem Anlauf längs über eine Tischtennisplatte gesprungen“.

1972 wechselte Koch in die Sportfördergruppe der Bundeswehr in Porz-Wahn und zu Bundestrainer Bert Sumser. Nach zunächst Leistungsstagnation und einer Verletzungspause trumpfte Koch 1973 mit 10,4 Sekunden im 100-Meter-Lauf und 21,3 Sekunden über 200 Meter auf. Mit der Sprintstaffel des TSV Bayer 04 Leverkusen wurde er Dritter bei den Deutschen Meisterschaften. Weitere große Erfolge waren die Teilnahme an den Militärweltmeisterschaften 1973 in Florenz im Team mit Guido Kratschmer und Detlef Uhlemann, Platz zwei bei den Deutschen Hochschulmeisterschaften 1978 sowie mehrere Medaillen bei Norddeutschen Meisterschaften im Trikot der TG Göttingen während des Lehramtsstudiums.

„Von 1979 bis 1992 spielte die Leichtathletik dann keine große Rolle mehr. Der Berufseinstieg als Lehrer für Mathematik und Sport, Heirat, Hausbau und Kinder (Koch ist Vater von vier Kindern) standen im Vordergrund.“

1992 aber meldete sich Koch zurück. Viermal gewann er mit dem LC Hannover die Deutsche Altersklassen-Mannschaftsmeisterschaft, erreichte in der M40 immer noch Topleistungen von 11,2 Sekunden über 100 Meter und 6,58 Metern im Weitsprung. Im Jahr 2000, inzwischen im Trikot der LG Bielefeld, holte er den Deutschen Meistertitel der M50 über 60 Meter, 2006 wiederholte er diesen Erfolg in in der M55. „Seitdem habe ich immer regelmäßig mit Bielefelder Mannschaften an den Deutschen Seniorenmeisterschaften teilgenommen, zuletzt 2018 in Baunatal.“ Auch in Zukunft will Koch, der inzwischen pensioniert ist und in Beverungen lebt, sportlich aktiv bleiben. „2019 habe ich eine Wettkampfpause eingelegt, 2020 ist aber wieder ein Start in der M70 vorgesehen.“ Auch Tischtennis spielt er weiterhin, ein Sprung über die Platte ist aber nicht mehr drin.